La Coutellerie, das Haus von Res
An den Felshang über der Unterstadt von Freiburg gebaut, hat die Coutellerie ihren Namen von ihren ehemaligen Besitzern, die hier ein Messer- und Waffengeschäft betrieben. Fasziniert von der besonderen Architektur des denkmalgeschützten Hauses, dessen Turm über der Treppe des Court-Chemin liegt, kaufte Res Balzli das Haus, um sich in den oberen Stockwerken seine Wohnung zu bauen und im Erdgeschoss ein ungewöhnliches Bistro einzurichten.
Selbstverwaltetes Bistro
Während des langen Wartens auf die Baubewilligung kontaktierte ihn eine Gruppe von jungen Leuten, die das leerstehende Haus nutzen wollte. Res gab ihnen die Schlüssel, und so begann eine Geschichte voller Verrücktheiten, Freundschaften, Herausforderungen. Bei Volksküche, Festivals, Diskussionsrunden entstand eine enge Beziehung zwischen Besetzer*innen und Besitzer. Alles lief informell und selbstverwaltet.
Nach Erhalt der Baubewilligung und im Lauf der Bauarbeiten schlug Res der gleichen Equipe ein neues Abenteuer vor: die Führung eines selbstverwalteten Bistros. Ein Komitee mit etwa 10 Mitgliedern wurde gegründet, das den Grundstein für das heutige Projekt Coutellerie legte: ein Bistro, ein Treffpunkt, ein Ort des Austausches, wo Anlässe, Experimente, Leben möglich sind.
Alles ausser Alkohol wird nach freiem Ermessen bezahlt, eine Alternative zur Diktatur unserer Konsumgesellschaft. Vieles ist möglich: die überraschende Küche aus «Wiederverwertung», das heisst aus unverkauften Lebensmitteln, von verschiedenen Händlern zur Verfügung gestellt und von unterschiedlichsten Menschen verarbeitet, hausgemachte oder liebevoll handwerklich hergestellte Getränke und zudem Konzerte, Vorträge, Lesungen, Kindernachmittage, Filme, ein Gefühl von zuhause sein und von Nähe mit allen möglichen Menschen.
Hier gehts zur Homepage des selbstverwalteten Bistro.
Res'ist
Die ehemalige Wohnung von Res Balzli in der Coutellerie in Freiburg ist eine Art Residenz, aber nicht so konform und feudal wie eine normale Künstlerresidenz: Frei nach dem Geist des verstorbenen Res, als Zeichen eines fortwährenden Widerstands und mit Blick aufs Schöne in der Welt wird die Residenz zur Resistenz!
Resistente werden also eingeladen, da zu wohnen, zu wirken, zu werken, zu spinnen, zu helfen, zu politisieren, zu malen oder schreiben oder was es gerade braucht für eine nötige Erweiterung des WUNDERLANDS, dem weiteren Ausbau dieser Nische. Damit wird sie immer mehr infiltriert und inspiriert, und so bildet die Wohnung über der Coutellerie immer mehr das Herz, den Palast, die Botschaft des WUNDERLANDS - und dieses wiederum wächst zu einem Para-Staat, einem ‘Königreich der Fantasie’, einem Verwunderland heran mit wachsender Bevölkerung. Zur Erhaltung, Erheiterung und zum Ausbau des Wunderlands können die Resistent.inn.en auf ihre individuelle und beabsichtigte Art beitragen.
Der Salon der Resistenz bleibt dabei offen und bietet sich an als Sitzungsraum für militante und sonstig engagierte Gruppierungen der Zivilgesellschaft. So wird auch der Austausch gefördert mit denen, die etwas für eine bessere Welt tun und es kommt die Frage auf, was die Kunst wiederum für sie tun kann!?
Der Verein RESIST ist Träger und Organisator dieses Orts und kümmert sich um die Rahmengebung und Finanzierung, unterstützt nach Bedarf und wird auch mal in das Geschehen einbezogen.
Er bezahlt eine moderate Miete für die Benutzung der Wohnung.
Kontakt: Verein Resist, Grande Fontaine 1, 1700 Fribourg Mail: [email protected]
Die Coutellerie ist ein Projekt in Bewegung, das allzu einfache Definitionen verunmöglicht. Alles kann sich entwickeln, wenn es bei den Grundwerten bleibt, die auch Res wichtig waren: Offenheit, menschliche Beziehungen, das Experimentieren eines anderen sozialen Lebens.
Amour et Ré(s)volte!
Trotz seines Unfalls konnte Res noch an der Eröffnung im Mai 2019 teilnehmen. Nach seinem Tod ging die Coutellerie an die Stiftung Wunderland.